Das erste Mal - Wozu?
Stephan Dewes • 20. März 2020
Braucht ein Werbesprecher einen Blog?
Um es vorweg zu nehmen: Werbesprecher brauchen einen Blog. Ich habe zum allerersten Mal erkannt, wie wichtig es ist, kurzfristig zu informieren. Nicht nur wegen diverser Sondersituationen, die uns gewisse Viren bescheren und die gerade die komplette Menschheit auf Links drehen. Ich bin der Überzeugung, dass ein Sprecher für Werbung und den ganzen sonstigen Trallala eine Menge andere Dinge zu erzählen hat. Von seiner Arbeit, über das was Kunden und Auftraggeber machen können - sollten - dürfen, Inspirationen.
Während ich diese Zeilen schreibe, lerne ich dazu. Ein Blog muss gepflegt werden, er muss Ideen im Hintergrund haben (ok., die hat er) und er muss gefüttert werden. Das Füttern wird am Anfang vielleicht noch nicht ganz so regelmäßig passieren, wie es bei den sogenannten Digital Natives Alltag ist, aber ich bin guter Dinge und festen Willens.
Besuchen Sie diesen Blog also gerne immer wieder mal, teilen und kommentieren Sie, und lassen Sie uns in Austausch treten.
Bleiben Sie gesund!

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Fürsorge und Gemeinschaft waren schon immer die größten sozialen Werte. Und "Danke" sagen gehört zu den Grundkenntnissen der Kinderstube. Aber jetzt, in Corona-Zeiten, merken wir ganz deutlich, wer in Wirklichkeit für wen da ist, wer es ehrlich meint und auf wen man sich lieber nicht verlässt. Seit einigen Tagen dürfen wir nur noch unter Auflagen an die frische Luft. Alleine, zu zweit, mit dem Mitbewohner, am liebsten aber garnicht. #stayhome. Das ist auch gut so. Während wir voller Sorge und Betroffenheit zu den europäischen Nachbarn und in die eigenen Krankenhäuser blicken, laufen die Reservetanks im stationären Handel leer und privat finden sich viele plötzlich mitten im Krisendreikampf: 1.: Home Office, 2.: Kurzarbeit, 3.: Entlassung. Die erste Disziplin meistern alle noch sehr gerne. Die gute Laune sinkt, wenn es an Stufe 2 geht und jeder betet, dass Stufe 3 erst gar nicht eintreten möge. Dabei löst das Coronavirus derzeit auch Symptome bei alle Nicht-Infizierten aus: Übermäßige Sorge vor Infektionen, übermäßige Sorge um die Gesundheit der Liebsten, übermäßige Sorge um den eigenen Lebensstandard, übermäßige Sorge um die eigenen Vorräte im Quarantäne-Fall. Die Sorge um alles Noch befinden wir uns im Ironie-Modus, schicken uns über die sozialen Medien aufmunternde Filmchen und Bilder, meist gefärbt mit mehr oder weniger geschmackvollem Humor, denn Lachen hilft schließlich gegen Angst und Krisen. Das hat man uns so beigebracht. Aus eigener Erfahrung wissen wir das alle aber nicht so recht. Von persönlichen Schicksalen abgesehen, haben die wenigsten von uns hier im Land nach dem zweiten Weltkrieg jemals eine weltweite Krise am eigenen Leib erlebt. Probleme hatten doch bisher immer nur die anderen. Auch wenn Corona nicht die erste Pandemie ihrer Art in der Menschheitsgeschichte ist, so müssen wir dennoch gerade hilflos zusehen, wie unser Leben fremdgesteuert und eingeschränkt wird. Das schürt die Sorge weiter und trübt den positiven Blick auf die Zeit danach. Selbst wenn wir uns nicht in Quarantäne oder auf der Intensivstation befinden müssen, suchen wir nach Sicherheit, nach Halt, nach Normalität. Das beste Beruhigungsmittel heißt diesmal nicht Schönreden, sondern Zusammenhalt. Das ist nicht außergewöhnlich, es ist menschlich. Und so wird in diesen Zeiten der Satz "Wir sind für Sie da" zwar zum ehrlich gemeinten Appell an unsere Solidarität, leider aber auch zur am liebsten missbrauchten Floskel in der Werbung. Das Unwohlsein beim Danke sagen Stand heute habe ich insgesamt 12 E-Mail-Newsletter aus der letzten Woche gelöscht, die mit diesen Worten im Betreff werben. Ungesehen. Spätestens nach dem Ersten habe ich verstanden, dass der Handel sich nun auf das Online-Geschäft konzentriert und für mich da ist. Danke, Handel. Ich hab's mir fast gedacht. Gleichzeitig frage ich mich: Ist das Kopieren von Kommunikationskonzepten wirklich die beste Idee? Ab wann werden immer überschwänglichere Dankeshymnen an die Helden unserer Zeit unglaubwürdig und penetrant? Ich weiß, dass ich mich als Sprecher hier nicht zu weit aus dem Fenster lehnen darf, schließlich bin auch ich in letzter Zeit oft genug der Überbringer der Dankesbotschaft in meinen Aufnahmen. Inzwischen wird das eigene Unwohlsein beim Sprechen immer pathetischerer Helden-Spots immer größer. Ich hoffe, dass Worte nicht das einzige Dankeschön für die Adressaten sind. Ich würde mir wünschen, dass hinter gesprochenen Botschaften schon jetzt wieder mehr Substanz steht. Dass in positiven Botschaften nicht nur die Leistung der Gegenwart gewürdigt wird, sondern auch der Blick in die Zukunft. Es wird eine Zeit nach dem Virus geben. Das war noch immer so. Ich bin so mutig und behaupte: Nach Corona ist vor dem Boom. Wir sollten diese Zeit für sinnvolle Veränderungen nutzen. Ich für meinen Teil fange damit an, in dem ich mich von geschmacklosen Absendern distanziere, die in meiner Sorge für mich da sind, an mich denken und dabei nur mein Bestes wollen: Mein Geld. Ich wünsche uns allen die Kraft, die gute Laune und den Blick nach vorne nicht zu verlieren, ein gesundes Maß ehrlicher Dankbarkeit für alle, die es verdienen. Bleiben Sie bitte auch weiterhin gesund!